Wir möchten weder einfallslose Klischees bedienen, noch uns über gewisse Entwicklungen lustvoll erheben, wir möchten jedoch den Finger in diverse Wunden legen, weil ein mantramäßiges „Weiter so…“ nicht mehr möglich ist.
Sinnbild für die Fehlwahrnehmung von Sein und Schein könnte das aktuelle Scheitern der Frauen-Nationalmannschaft bei der diesjährigen WM in Australien und Neuseeland sein.
Wie auch bei der WM der Männer im vergangenen Jahr war unsere Frauen-Nationalmannschaft bereits lange vor der WM absoluter Titelaspirant; sowohl unsere Medienvertreter sahen dies so, als auch viele der Nationalspielerinnen selbst, und auch die Bundestrainerin und die Vertreter des DFB vertraten vor Presse und Publikum immer den grundlegenden Anspruch: Deutschland gehöre immer in den engen Kreis der Favoritinnen.
Wie bitte? Haben wir in den letzten Jahren auch nur ansatzweise, wenn wir gefordert waren, – im Männer- wie im Frauenfußball – diesen Anspruch auf dem Platz gezeigt? Ich kann mich noch an das absolut peinliche 1:6 gegen Spanien unter Jogi Löw erinnern, es gab danach weitere schlimme Pleiten, Pech und Pannen.
Und so war es für mich folgerichtig, dass auch bei der WM in Quatar, das erneuerte Vorrundenscheitern folgerichtig und verdient war.
Es klafft eine fast schon pathologische Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit; von weltmeisterlichen Leistungen sind wir Lichtjahre entfernt. Die Gründe dafür sind vielschichtig; zum einen begründet in einer Blase und Ansammlung von Ausreden, Wegducken, Schönreden, Abwehren und fehlender Selbstkritik.
Zum anderen im Verlust von ehemals wichtigen Tugenden wie: Leistungswille, Erfolgswille, Bescheidenheit, Verantwortungsübernahme (Leadership) und einer gesunden Reflexionsfähigkeit sowie Teamfähigkeit.

